Die Ringelnatter (Natrix natrix)
Die Ringelnatter, auch "Natrix natrix" genannt, gehört zur Familie der Nattern, die man auch "Colubridae" nennt und gehört somit zu den Kriechtieren, beziehungsweise Reptilien. Es gibt mehrere Unterarten der Ringelnatter, die sich hauptsächlich in der Farbe und Größe unterscheiden. In Deutschland ist es eine der bekanntesten Schlangen. Leider sieht man sie nur noch sehr selten und das nicht nur, weil sie sehr scheu ist.
In diesem Artikel möchten wir Ihnen diese äußerst interessante und weitverbreitete Schlange in Deutschland vorstellen. Dazu gehen wir auf das Aussehen der Ringelnatter näher ein, zeigen Ihnen wo die Ringelnatter Ihre Heimat gefunden hat und wie sie sich ernährt. Außerdem gehen wir auf die Fortpflanzung der Ringelnatter ein und verraten Ihnen, warum die Schlange in Deutschland gefährdet ist.
Inhaltsverzeichnis
Die Erkennungsmerkmale einer Ringelnatter
Das typische Erkennungsmerkmal einer Ringelnatter sind die zwei halbmondförmigen hellen Flecken, die direkt hinter dem Kopf am Nacken liegen. Meistens sind sie gelblich, orangefarben oder weiß und liegen wie ein Halbmond um den Nacken herum. Gleich dahinter befinden sich noch zwei dunkle Flecken.
Ringelnattern gibt es in verschiedenen Farben wie rotbraun bis olivfarben und seltener sogar ganz in schwarz. Der Körper der Ringelnatter ist mit einigen dunklen Flecken verziert. In der Regel sind es vier bis sechs Reihen. Die Unterseite des Körpers ist gräulich bis weiß und ebenfalls mit einigen dunklen Flecken verziert. Ihr Schwanzende ist spitz, ihre Kopfform oval, ihre Augen groß und sie hat riesige schwarz runde Pupillen.

von Marek Szczepanek [CC BY-SA 3.0 Unported], via Wikimedia Commons
Das Reptil wird circa einen Meter lang, wobei die Weibchen etwas länger und dicker werden als die Männchen und teilweise auch eine Länge von bis zu 1,30 Metern erreichen können, in selteneren Fällen sogar bis 1,50 Meter.
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Heimat und Verbreitungsgebiet der Ringelnatter
Das Verbreitungsgebiet der Ringelnatter ist sehr groß. Im Laufe der Jahre konnte sie sich in fast ganz Europa ausbreiten. Fehlen tut sie nur in Irland, Schottland und in den kühleren Gebieten von Skandinavien. Ihre Heimat ist ebenfalls in einigen Gebieten in Nord-Afrika und in West-Asien. Man trifft die Ringelnatter auf dem Flachland ebenso an wie in den Bergen auf bis zu 2.000 Metern Höhe.
In Deutschland hat sich die Ringelnatter sogut wie über das gesamte Bundesgebiet verbreiten können und ist die mit Abstand häufigste heimische Schlange. Einzig auf den Nord- und Ostfriesischen Inseln, in Marschgebieten, in Höhenlagen ab 1.300 m und in ausgeräumten Agrarlandschaften findet man die Ringelnatter nicht.

Der Lebensraum der Ringelnatter
Die Ringelnatter ist in unterschiedlichsten Gewässern zu finden, da sie für ihren Lebensraum Feuchtgebiete wie fließende Gewässer, Seen, Tümpel oder Sümpfe mit üppiger Vegetation zum Verstecken und Flüchten benötigt. Aber auch in Sand- und Kiesgrubengewässern sowie Gartenteichen von Siedlungen kann man die Ringelnatter finden. Wichtig sind auch trockene Plätze zum Sonnen, für die Eiablage, Paarungsplätze und für den Winterschlaf. Dafür sucht sie sich meistens alte Bäume aus.
Ringelnattern können sich aber auch weiter vom Wasser entfernt aufhalten wie zum Beispiel in Wäldern oder an Waldrändern, feuchten Wiesen oder Parkanlagen.
Ernährung und Lebensweise der Ringelnatter
Die Ringelnatter ernährt sich überwiegend von Amphibien wie Frösche, Kröten und Molche aus ihrem Umfeld. Aber auch Fische, kleine Vögel, Mäuse und Eidechsen stehen auf ihrem Speiseplan. Die Jungtiere ernähren sich vorerst nur von Kaulquappen, Larven und ganz kleinen Fröschen.
Bei der Nahrungssuche erkennt sie ihre Beute an ihren Bewegungen und am Geruch, der durch das Züngeln an das Jacobson-Organ übertragen wird. Da sich einige Froscharten zum Schutz mit Luft aufpumpen und enorme Größen annehmen, verspeist die Ringelnatter ihre Beute meist von hinten. Dadurch wird die Luft nach vorne durch den Mund wieder herausgepresst. Bei großen Kröten versucht sie zusätzlich die Vorderbeine nach vorne zu klappen. Gelingt dies nicht, wird die Beute so wie sie ist von hinten bis zum Kopf verschlungen.
Die Ringelnatter ist tagaktiv und sucht sich vor allem in den warmen Stunden Plätze, an denen sie sich sonnen kann. Am Abend zieht sie sich in ihr Versteck zurück. Dies können große Steine, Spalten und alte Baumstämme sein. Erst am Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen kommt sie aus ihrem Versteck wieder hervor und wird aktiv. Ansonsten hält sie sich viel an und im Wasser auf und ist wie die Würfelnatter ein sehr guter Schwimmer. Ihr Kopf ragt meist aus dem Wasser heraus. Sie kann aber ebenso gut an Land in feuchten Gebieten leben.
Die natürlichen Feinde der Ringelnatter
Da die Ringelnatter sehr scheu ist, versucht sie zu flüchten, sobald ihr Feinde zu nahe kommen. Der Hauptfeind der Schlange ist vor allem der Mensch, aber sie hat auch einige natürliche Feinde, denen sie zum Opfer fallen kann. Dazu zählen Vögel wie der Graureiher oder Säugetiere wie hauptsächlich Katzen, Füchse und Wiesel. Während der Winterstarre werden die Ringelnattern auch von Ratten oder Käfern angefressen. Jungtiere sind besonders gefährdet.
Fühlt sich die Ringelnatter im Wasser bedroht, lässt sie sich einfach auf den Boden sacken. Ansonsten richtet sie den Kopf und Vorderkörper auf, zischt laut und zeigt dem Feind Scheinbisse an. So täuscht sie einen Angriff vor und versucht ihre Feinde abzuschrecken.
Wenn sie keine Möglichkeit der Flucht sieht und sich unterlegen fühlt, verdreht sie ihren Körper oder rollt sich zusammen, lässt die Zunge heraushängen und stellt sich tot. Manchmal tritt auch Blut aus ihrem Maul heraus. Auch mit diesem Verhalten täuscht sie ihre Feinde. Vor allem die Tiere, die wie die Ringelnatter selbst auf Bewegungen reagieren.
Wird sie dennoch festgehalten, stößt sie zum Schutz eine übelriechende Flüssigkeit aus. Diese werden über die Postanaldrüsen abgesondert. In seltenen Fällen kann es auch zu einem Biss kommen, der für Menschen und Haustiere jedoch völlig ungefährlich ist.
Die Fortpflanzung der Ringelnatter
Nach dem Winterschlaf, der zwischen Oktober und April stattfindet, findet im Anschluss die erste Häutung statt und danach gleich die Paarung. Das Weibchen hat oft mehrere Bewerber, die versuchen, mit zuckenden Bewegungen auf sich aufmerksam zu machen und dem Weibchen näher zu kommen. Zu Beißereien unter den Männchen kommt es in der Regel nicht. War das Männchen erfolgreich, umwindet sein Schwanz das Hinterteil des Weibchens und drückt die Kloaken aneinander. Dabei dringt ein sogenannter Hemipenis in die Kloake des Weibchens ein. Beim Geschlechtsakt schwillt das Geschlechtsorgan des Männchens so sehr an, dass es bei Störungen von dem Weibchen einfach mitgeschleift wird.

Nach etwa zwei bis drei Monaten legt das Weibchen circa 10 bis 35 Eier an warmen und geschützten Stellen ab. Hierfür wählt sie Verstecke wie alte Baumstämme, Schilf oder auch Komposthaufen aus. Zum Schutz bildet sich um die Eier eine verklebte Masse. Es kann auch vorkommen, dass mehrere Schlangenweibchen ihre Eier in ein Gelege ablegen. So kommen sehr schnell unzählige Eier zusammen, manchmal 100 und 200 Stück. Die Eier werden normalerweise zwischen 25 und 40 Millimeter lang und zwischen 15 und 20 Millimeter breit, je nach Größe des Weibchens.
Die Zeit bis zum Schlüpfen beträgt bei Temperaturen um die 28 Grad gerade einmal 30 bis 35 Tage, bei schlechteren Wetterbedingungen allerdings auch bis zu 10 Wochen. Die kleinen Ringelnattern schlüpfen in der Regel Anfang Herbst. Dabei wird die Schale mit einem sogenannten Eizahn aufgeschnitten. Die jungen Schlangen bleiben zunächst nur im Gelege und machen dort auch ihren Winterschlaf. Sie sind jedoch von Anfang an selbstständig. Nach vier Jahren sind sie geschlechtsreif und können bis zu zwanzig Jahre alt werden.
Gefährdung und Schutz der Ringelnatter
Ringelnattern halten sich in der Nähe von Gewässern auf, da Amphibien ihre Nahrungsgrundlage sind. Doch die Lebensräume der Tiere werden immer mehr durch den Menschen zerstört. Das vorhandene Grünland wird in wirtschaftliche Nutzungsflächen umgewandelt. Immer mehr feuchte Gebiete sowie Moore werden trocken gelegt, Begradigungen von Flüssen und Betonierungen der Uferzonen lassen den Lebensraum schrumpfen. Außerdem gibt es immer weniger kleinere Gewässer wie Teiche, Seen oder Kiesgruben, wodurch auch der Lebensraum der Beute der Ringelnatter zählen zu den Hauptgründen, vernichtet und zerstört wird.
Es bestehen auch immer weniger Plätze und Möglichkeiten für eine Eiablage. Viele Ringelnattern fallen auch dem Straßenverkehr bei ihren Wanderungen zum Opfer oder werden durch Menschenhand getötet.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Ringelnatter in Deutschland auf der Roten Liste steht und somit unter Schutz. Sie darf weder gestört, noch gefangen und erst recht nicht getötet werden. Zu den Schutzmaßnahmen zählen Neuanlagen für geeignete Eiablageplätze und die Schaffung von Gewässern, in denen die Ringelnatter ihre Nahrung finden und sich auch verstecken kann. Es müssen unbedingt neue Lebensräume geschaffen werden.
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