Die Familie der Pythons (Pythonidae)
Die Familie der Pythons (Singular: „der“ Python, fälschlicherweise umgangssprachlich oftmals „die“ Python) bezeichnet eine Schlangenfamilie, die der Überfamilie der Pythonoidea untergeordnet wird. Die Familie Pythonidae selbst umschließt 40 Arten, die in 8 Gattungen unterteilt werden und die bis auf eine Art in tropischen oder subtropischen Gebieten ihre Verbreitung finden. Hauptsächlich als "Pythons" wird die Gattung der „Eigentlichen Pythons“ bezeichnet, sämtliche anderen Gattungen gelten gemeinhin als Pytonschlangen. Die Bezeichnung „Python“ findet ihre erste Erwähnung in der griechischen Sagenwelt: Die Python war die Schlange, welche das Orakel von Delphi bewachte und schließlich von dem Gott Apollon getötet wurde. Die kleinste Art des Pythons wird nur zwischen 70 bis 90 Zentimeter lang; die meisten Arten der Python werden aber wesentlich länger. Die Maximallänge, die je bei einer Python gemessen wurde, betrug 9,6 Meter. Damit sind die Pythons die längsten Schlangen der Welt. Pythons werden bis zu 30, in der Gefangenschaft sogar weit über 40 Jahre alt.
Im Folgenden soll diese Schlangenfamilie detailliert vorgestellt werden. Dabei wird zunächst auf äußerliche Merkmale, Verbreitung, Lebensweise sowie Fortpflanzung eingegangen. Schließlich sollen mögliche Feinde dieser Schlangenfamilie betrachtet, sowie bekannte Vertreter der Familie aufgezählt werden. Auch auf den Artenschutz wird abschließend eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
Aussehen und Verbreitung
Je nach Art kann der Python eine Länge zwischen 70 Zentimetern und 6 Metern erreichen. Längere Exemplare wurden zwar dokumentiert, sind aber selten. Die kleinen Arten der Pythons wiegen um die 200 bis 500 Gramm. Die längsten Arten der Pythons können aber durchaus ein Gewicht von bis zu 130 Kilogramm aufweisen. Das macht sie nicht nur zu einer der längsten Schlangenarten, sondern auch zu einer der schwersten Schlangenarten der Welt. Die Pythons haben einen schmalen Kopf, der deutlich vom Hals abgesetzt ist. Die am meisten verbreiteten Arten sind von bräunlicher oder gelblicher Färbung mit abgehobenen Fleckenzeichnungen. Pythons sind in den Subtropen und den Tropen verbreitet: Man trifft sie in Subsahara-Afrika, Nepal, Indien, Sri Lanka, Myanmar, Südchina und nebst den Philippinen auch in Indonesien, Papua Neuguinea und Australien an.
Lebensraum und Lebensweise
Die meisten Pythonarten leben entweder direkt auf der Erde oder in niedrigem Strauchbewuchs. Nur sehr wenige Arten sind Baumbewohner; darunter der Grüne Baumpython. Oft finden sich die erdbewohnenden Pythons nahe eines Gewässers: Sie sind exzellente Schwimmer. Große Pythons wurden bereits im Ozean schwimmend gesichtet. Eine Theorie besagt, dass sie auf diese Art auf verschiedene Pazifikinseln gelangt sein könnten, auf denen sie nun heimisch sind. Selten verirren sich Pythons in urbane Gegenden, werden in Asien aber auch teilweise in städtischen Gebieten aufgrund ihrer Nützlichkeit als Rattenfänger geduldet.
Pythons sind keine giftigen Schlangen. Sie töten ihre Beute, indem sie sie zunächst mit ihrem Leib umschlingen und dann ersticken. Die kleineren Arten aus der Familie der Pythons jagen dabei Amphibien oder kleinere Reptile; die größeren Arten jagen kleine Säugetiere oder Vögel. Es kommt aber auch vor, dass die Schlangen größere Säugetiere jagen. So gehören Gazellen oder junge Büffel zu ihrer Beute. Manchmal jagen die Pythons auch Krokodile. Eine Besonderheit der Physionomie des Pythons ist das sogenannte Grubenorgan, das sich an beiden Kopfseiten am oberen Kiefer der Schlange zwischen Auge und Nasenloch befindet: Mit diesem kann der Python Infrarotstrahlen auch im Dunkeln erfassen. Das bedeutet in der Praxis, dass der Python in der Lage ist, seine Beute durch ihre Körperwärme auch im Dunklen genau aufzuspüren. Für gewöhnlich jagt der Python an Land. Er legt sich auf die Lauer und schlägt dann schnell zu, sobald seine Beute in Reichweite kommt. Ein Kaninchen zu verdauen dauert dabei zwischen 4-5 Tage. Bei der Verdauung der Beute werden die Verdauungsorgane um ein dreifaches größer, ein Vorgang, der enorm viel Energie verschlingt.
Der Python ist sowohl tag- als auch nachtaktiv.
Pythons bewegen sich charakteristischerweise in einer vollkommen geraden Linie fort. Das hat mit ihrem massigen Körperbau zu tun, den sie sonst nicht anders bewegen könnten: Die Schlange spannt sich an und schiebt sich auf ihrem Bauch immer weiter voran. Das bedeutet, dass der Python keine besonders schnelle Schlange ist. Sie bewegt sich durchschnittlich 1,6 Kilometer pro Stunde vorwärts. Daher erlegt sie ihre Beute nicht durch Schnelligkeit, sondern durch Ausharren. Gleichwohl kann sie sich geschickt ihrer Umgebung anpassen. Manche Arten graben in sandigem Untergrund flache Gruben und sind dann mit bloßem Auge kaum erkennbar.
Fortpflanzung
Es gibt sowohl weibliche als auch männliche Pythons. Vor der Paarung umwirbt die männliche Schlange die weibliche Schlange, indem sie ihr nachkriecht und immer wieder versucht, sich langsam auf die andere Schlange zu legen. Meist wehrt sich die weibliche Schlange eine Zeitlang dagegen. Sobald sie zur Paarung bereit ist, legt sich die männliche Schlange mit ihrem ganzen Körper auf den der weiblichen Schlange. Der Akt der Paarung wird dabei vollzogen, indem die männliche Schlange mit ihrem doppelten Hemipenes in die Kloake der weiblichen Schlange eindringt, um so ihre Spermien abzulegen. Dieser Paarungsakt kann einige Stunden in Anspruch nehmen und führt beim ersten Mal oft nicht zur Befruchtung.
Die weiblichen Schlangen legen vier bis sechs Monate nach erfolgreicher Befruchtung zwischen 2 und 100 Eiern ab. Dabei suchen sie sich eine trockene, warme Stelle, um ihre Eier zu legen und wärmen diese dann mit ihrer eigenen Körperwärme. Meist übernimmt dies der weibliche Python. Da der Python ein wechselwarmes Tier ist, muss er, sobald die äußerliche Wärme nicht mehr ausreicht, diese mit generierter Wärme ersetzen: Durch winzige Muskelzuckungen bleibt die Schlange immer in Bewegung und sorgt so dafür, dass die Eier konstant angewärmt werden. Das kostet viel Energie, weswegen sich der weibliche Python nur alle zwei bis drei Jahre fortpflanzt. Je nach Art der Python können die Eier bis zu 250 Gramm wiegen und zwischen 10 bis 12 Zentimeter lang sein.
Die Jungtiere sind, nachdem sie ausschlüpfen, zunächst auf sich gestellt. Sie sind je nach Art zwischen 25 oder sogar bereits bis zu 60 Zentimeter lang. Die ersten Tage nach der Geburt ernähren sich die jungen Pythons noch vom Dottersack, erst später gehen sie eigenständig auf die Jagd. In den ersten Lebensjahren wachsen die jungen Pythons sehr schnell. Dazu häuten sie sich in regelmäßigen Abständen, da die Haut der Schlange nicht mit ihr mitwachsen kann und somit abgestreift werden muss. Darunter befindet sich dann bereits eine neue Haut. Mit zunehmendem Alter wird der zeitliche Abstand zwischen diesen Häutungen immer größer. Mit drei bis sechs Jahren sind Pythons schließlich geschlechtsreif.
Fressfeinde der Pythons
Besonders junge Tiere oder auch von Natur aus kleine Arten der Python haben viele natürliche Fressfeinde. Greifvögel wie der Wanderfalke sind ein sehr gefährlicher Feind der kleineren Schlangen. Aber auch kleinere Raubtiere wie Marder oder andere Nager, sowie Reptilien wie der Waran stellen eine Bedrohung für die kleineren Schlangen dar. Größere Exemplare müssen sich vor diesen Tieren nicht in Acht nehmen. Ihnen werden aber oftmals größere Raubtiere zum Verhängnis. Löwen, Tiger oder Hyänen sind nur einige Beispiele für Fressfeinde der größeren Pythons. Auch Krokodile sind eine große Gefahr für die Schlangen, ebenso wie es die Schlangen für die Krokodile sind.
Besonders gefährdet sind die Schlangen nach einer Mahlzeit, da sie zu diesem Zeitpunkt oftmals besonders unbeweglich sind. Wenn sie angegriffen werden, versuchen sich viele Arten der Python zu schützen, indem sie sich zusammenkugeln. Oft versuchen sie auch zu fliehen. Andere Arten gehen in eine S-förmige Angriffsposition über und nutzen ihre Umschlingungstechniken, um den Angreifer so zu erwürgen.
Bekannte Vertreter der Pythons
Einige der bekanntesten Vertreter der Python sind der Königspython und der Tigerpython. Der Königspython gehört mit 1 bis 2 Metern Länge zu den kleinsten Arten der Eigentlichen Pythons. Er ist in den Tropen West- und Zentralafrikas endemisch und ernährt sich hauptsächlich von kleinen Vögeln oder Säugetieren. Charakteristisch ist die Zeichnung des Königspythons. Häufig ist der Körper von einer beigen bis gelblichen Farbe und von großen, deutlich abgesetzten Flecken, die versetzt angeordnet sind, überzogen. Der Königpython wurde bereits Anfang des 19. Jahrhundert von George Shaw das erste Mal beschrieben. 1844 wurde der Name „Python regius“, also Königspython, erstmalig festgelegt. Der Königspython ist aufgrund der angenehmen Größe und der schönen Färbung sehr beliebt für Terrarien, allerdings dabei oftmals recht problematisch. Erwachsene Exemplare verweigern gerne das Futter. In einigen afrikanischen Ländern wie Ghana oder Benin gilt der Königspython als heilig und wird auch außerhalb dieser Länder selten gejagt.
Der Tigerpython ist eine sehr lange Schlange. Längen von bis zu 760 Zentimetern sind nachgewiesen worden. Es gibt zwei Arten: Den Hellen und den Dunklen Tigerpython. Die Grundfarbe des Hellen Tigerpythons ist hellbraun bis braun und ihr Körper ist von Y-artigen Mustern durchzogen. Seine Heimat ist hauptsächlich Südostasien, aber auch das südliche China. Der Tigerpython ist oft in Gewässern anzutreffen. Tauchend kann er bis zu 30 Minuten ausharren. Der Tigerpython ist bei der einheimischen Bevölkerung ein beliebtes Gericht, was zu erheblicher Dezimierung der Art geführt hat. Auch auf dem illegalen Haustiermarkt wird der Tigerpython gehandelt. Der Dunkle Tigerpython hat sich vor allem dadurch einen Namen gemacht, dass er sich wild in dem Everglades National Park im US-Bundesstaat Florida verbreitet hat. Da der Python dort wenige natürliche Feinde hat, spricht man in Florida bereits von einer Plage und Hausbesitzer sind dazu aufgerufen, wilde Bestände des Pythons auf ihrem Gelände sofort zu melden.
Artenschutz
Pythons werden in vielen Teilen der Welt absichtlich gejagt und ausgerottet. Die Gründe dafür sind vielfältig: In einigen Regionen Südostasiens gelten die Schlangen als Delikatesse. Der Haut und anderen einzelnen Körperteilen der Schlange werden in der traditionellen asiatischen Medizin besondere Wirkungskräfte nachgesagt, weswegen sie dort gejagt werden. Staatliche Stellen haben diese Jagd bereits untersagt; jedoch sind die Kontrollen oftmals noch nicht gründlich genug. Besonders im Süden China ist der Tigerpython eine beliebte Delikatesse. Dadurch, dass die Population bereits erheblich dezimiert wurde, kam es bereits zu einer vergrößerten Ausbreitung von Krankheiten. Der Python ist ein sehr guter Rattenfänger und durch die größere Rattenpopulation konnten sich nun auch in einigen Regionen Krankheiten spürbar besser ausbreiten.
Oftmals fallen die Schlangen auch der Ausbreitung des Menschen und der daraus resultierenden Vernichtung ihres Lebensraums zum Opfer. Der Lebensraum der Schlangen ist ein sehr zerbrechliches Ökosystem und der Python gewöhnt sich oft nur schwer an veränderte Begebenheiten. Da sich der Python auch gerne auf Straßen sonnt, wird er oft überfahren.
Ein weiteres erhebliches Problem ist der Export der Tiere als Haustiere in westliche Länder. Dies gilt insbesondere für den Königspython. Einigen zentralafrikanischen Ländern wie die Zentralafrikanische Republik oder Liberia wurden daher bereits Exportstopps auferlegt. In anderen afrikanischen Ländern wie Ghana, wo der Königspython als heilig gilt, wurde sich hingegen schon früh um den Artenschutz bemüht.
Einige Arten der Python sind bereits ausgestorben oder auch vom Aussterben erheblich bedroht. Auf die rote Liste der gefährdeten Tierarten wurde 2011 die Art Python kyaiktiyo gesetzt, die in Myanmar gefunden wurde. Bisher ist nur ein Exemplar bekannt. Da bisher keine weiteren Exemplare sichergestellt werden konnten, muss man davon ausgehen, dass nur ein sehr geringer Bestand vorliegt. Diese Problematik herrscht auch bei anderen Pythonarten vor, deren Bestände über die Jahre durch illegale Wilderei oder durch die Bedürfnisse der traditionellen Medizin immer weiter dezimiert wurden.