Überblick über die verschiedenen Schlangenarten
Sie gelten als gefährlich, unheimlich oder auch als Abbild der Versuchung: Schlangen haben ein düsteres Image. Dabei handelt es sich bei den Reptilien um höchst spannende und interessante Tiere. Der folgende Artikel klärt Sie über die Schlangenarten weltweit und in Deutschland auf. Zudem macht er Sie mit der Systematik der Schlangenarten bekannt.
Schlangenarten weltweit
Aktuell sind weltweit um die 3.500 Schlangenarten bekannt. Allerdings ist die Zahl ständig wachsend, da immer neue Schlangenarten entdeckt werden. So wurde erst kürzlich in den italienischen Alpen eine neue Vipernart entdeckt.
Vorkommen
Schlangen kommen fast überall auf der Welt vor. Ausnahmen bilden sehr kalte Regionen wie die Antarktis. Auch wenige Inseln, wie Irland, Island, sowie die Süd- und Nordinsel Neuseelands sind Gebiete, welche frei von Schlangen sind. Generell gilt, dass es in den Tropen mehr Schlangen gibt als in den kälteren Regionen.
Mehreren Statistiken zu Folge leben die meisten giftigen Schlangenarten in Australien. Auch die drei ersten Plätze in unserer Auflistung der giftigsten Schlangen der Welt, gehen an Schlangen aus Australien. Namenentlich sind dies der Inlandtaipan, die Gewöhnliche Braunschlange und der Taipan. Wer sich also für besonders giftige Schlangenarten interessiert, der sollte einmal in seinem Leben nach Australien fliegen. Vergessen Sie dann aber Ihr Visum für Australien nicht.
Schlangenarten in Deutschland
In Deutschland sind momentan sechs verschiedene Schlangenarten bekannt. Davon zählen vier zu der Familie der Nattern und zwei zu der Familie der Vipern. Jedoch sind nur zwei der in Deutschland verbreiteten Arten giftig, die Kreuzotter und die Aspisviper.
Ringelnatter
Ringelnattern zählen zu den am weitesten verbreiteten Schlangenarten in ganz Deutschland und kommen überall in der Bundesrepublik vor. Als Lebensraum bevorzugt die Ringelnatter stehende Gewässer. Wie alle in Deutschland verbreiteten Natternarten ist auch die Ringelnatter vollkommen ungefährlich. Fühlt sie sich bedroht, gibt sie lediglich ein übelriechendes Sekret ab. Ringelnattern haben eine graue bis schwarze Oberfärbung und eine weiß-dunkel gefleckte Unterfärbung. Als besonderes Merkmal gelten die zwei halbmondförmigen, gelben Flecken seitlich des Hinterkopfes. Ringelnattern können bis zu zwei Meter lang werden.
Schlingnatter
Diese Natternart ist mit einer maximalen Größe von 80cm die kleinste in Deutschland vorkommende Schlangenart. Dafür ist auch diese Schlangenart weit verbreitet. Optisch gekennzeichnet ist die Schlingnatter durch eine bräunliche Ober- und Unterfärbung. Charakteristisch sind dabei die zwei bis vier Reihen dunkelbrauner Flecken. Als Lebensraum bevorzugt die Schlingnatter offene, sonnige und trockene Gelände. Auch diese Natternart verbreitet lediglich ein stinkendes Sekret und ist ungiftig.
Kreuzotter
Kreuzottern zählen mit einer Größe von bis zu 90cm zu den kleineren Schlangenarten. Sie bevorzugen feuchte Wiesen, Waldränder und Moore als ihren Lebensraum. Gut erkennbar sind sie durch das dunkle Zickzack-Muster auf ihrer Oberseite. Ebenfalls charakteristisch für die Kreuzotter sind die beiden Giftzähne, mit deren Hilfe sie ihrer Beute das lähmende Gift injizieren. Für den Menschen ist das Gift im Normalfall nicht gefährlich. Bei manchen Menschen kann es jedoch zu einer allergischen Reaktion führen. In Deutschland finden sich Kreuzottern vor allem im Norden. Nur selten findet man sie auch in Süddeutschland oder in den Mittelgebirgen.
Äskulapnatter
Die im Rheingau und südlichen Odenwald vorkommende Natternart zeichnet sich durch eine braun bis olivgrüne Oberfärbung und eine weiße, bis ins grüngelbe gehende Unterfärbung ab. Äskulapnattern sind sehr geschickte Jäger und klettern im Zuge ihrer Beutejagd auch auf Bäume. Leider ist die Natternart in Deutschland sehr selten geworden. So findet man deutschlandweit nur noch einzelne Exemplare. Äskulapnattern sind tagaktiv und ungiftig.
Würfelnatter
Auch Würfelnattern zählen zu den seltenen Vertretern in Deutschland. Diese Schlangenart ist sogar so bedroht, dass sie auf die rote Liste der bedrohten Tierarten gesetzt wurde. Sie kommt nur noch in Flussgebieten in Rheinland-Pfalz und im Elbgebiet in Sachsen vor. Ihren Namen verdankt die Würfelnatter dem Würfelmuster auf ihrem Rücken.
Aspisviper
Die Aspisviper ist als einzige der in Deutschland vorkommenden Schlangenarten sowohl tag-, als auch nachtaktiv. Auch sie gehört zu den bedrohten Schlangenarten und kommt nur noch im Südschwarzwald vor. Ihr bevorzugter Lebensraum sind warm-trockene, steinige Biotope. Ähnlich wie bei der Kreuzotter ist die Aspisviper zwar giftig, für den Menschen in der Regel jedoch harmlos. Charakteristisch für die Aspisviper ist ihr dreieckiger Kopf und die Schnauzenspitze.
Stammesgeschichte
Die ältesten Schlangenfunde wurden im Jura in England gemacht. Die Fossilien werden auf zirka 167 Mio. Jahre alt geschätzt. Als mögliche Vorfahren der Schlangen werden momentan die Echsen und Warenartige gehandhabt. Laut aktuellstem Stand der Wissenschaften geht man davon aus, dass die ersten Schlangen im Schlamm lebten und so genannte halbgrabende Reptilien waren. Das würde erklären, warum sich bei den heutigen Schlangen die Extremitäten fast komplett zurückgebildet haben: Beine und Arme wären im Schlamm suboptimal gewesen. Die Rückbildung der Extremitäten war folglich die beste Anpassung an die Umwelt.
Systematik der Schlangen
Die Klassifikation der Schlangen ist äußerst kompliziert und bis zum heutigen Tage noch nicht vollkommen wissenschaftlich abgeschlossen. Generell kann man jedoch eine externe und eine interne Systematik unterscheiden.
Externe Systematik
Die externe Systematik der Schlangenarten ist momentan noch heiß diskutiert. Nach aktuellstem Stand zählt man die Schlangen jedoch zu der Unterordnung der Schuppenkriechtiere. Innerhalb der Schuppenkriechtiere sind sie wiederum in die Gattung der Schleichartigen eingeordnet. Somit bilden die Schlangen neben den Echsen und den Waranen eine eigene Unterordnung.
Interne Systematik
Auch die interne Systematik ist noch Gegenstand aktueller Forschung. Generell werden jedoch sechs Überfamilien der Schlangen unterschieden. Zudem gibt es noch eine siebte Gruppe, in der alle Familien der Schlangen zusammengefasst sind, die noch keiner Überfamilie zugeordnet wurden. Im Folgenden sind diese sieben Überfamilien kurz charakterisiert.
- Acrochordoidea
Die Acrochordoidea sind eine relativ kleine Überfamilie mit nur einer einzigen Unterfamilie, den Warzenschlangen. Diese ist mit drei Arten ebenfalls wieder sehr klein. Warzenschlangen kommen in Australien, Indien und Südostasien vor, wie zum Beispiel die javannische Warzenschlange. - Boaartige
Zu der Überfamilie der Boaartigen gehört die Familie der Boas, welche insgesamt noch einmal in sechs Unterfamilien unterteilt ist. Zu dieser Familie gehört auch eine der weltweit größten Schlangenarten, die Anakonda. Boaartige zählen zu den so genannten Würgeschlangen und sind ungiftig. - Nattern- und Vipernartige
Die Nattern- und Viperanartigen stellen die größte Überfamilie dar. Insgesamt ist sie noch einmal in sieben Familien unterteilt. In dieser Überfamilie finden sich zudem auch alle in Deutschland vorkommenden Schlangenarten. - Pythonoidea
Der wohl bekannteste Vertreter dieser Überfamilie ist die Familie der Pythons. Zudem zählen noch die Erdschlangen, sowie die Spitzkopfpythons zu dieser Überfamilie. - Blindschlangenartige
Die Vertreter dieser Überfamilie werden auch „unechte“ Schlangen genannt und stellen eine relative kleine Gruppe dar. Blindschlangenartigen sind extrem kleine Schlangen und werden maximal zehn Zentimeter groß. - Uropeltoidea
Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine sehr kleine Überfamilie, die noch einmal in drei Unterfamilien unterteilt ist. Als Beispiel kann hier die Familie der Wühlschlangen aufgeführt werden. - Noch keiner Familie zugeordnet
In dieser Familie sind alle Schlangenarten zusammengefasst, die momentan noch keiner Überfamilie zugeordnet werden können. Hierzu zählen zum Beispiel die Korallenrollschlangen, die Bolyerschlangen, sowie die Erdboas.