Der Netzpython (Malayopython reticulatus)
Neben den Anakondas sind Pythonschlangen die größten Schlangen der Welt. Dabei gilt der Netzpython innerhalb der Familie der Pythons als die Größte. Regelmäßig tauchen Berichte von Sichtungen der imposanten Netzpython in seiner Heimat auf, die immer wieder Rekorde in Sachen Länge aufstellen.
Inhaltsverzeichnis
Systematik
Bis vor wenigen Jahren wurde der Netzpython von Artenkennern noch als Teil der Gattung der echten Pythons, also als Python reticulans klassifiziert. Doch diese Einordnung wurde schon lange heiß diskutiert und es herrschte Uneinigkeit darüber, ob der Netzpython nicht doch eine ganz eigenständige Gattung sein sollte.
Molekulargenetische Untersuchungen haben schließlich bestätigt, dass der Netzpython mit der Rautenpython viel näher verwandt ist. Seit 2014 wird der Netzpython daher offiziell unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Malayopython reticulans geführt.
Innerhalb dieser Art unterscheidet man bisher drei Unterarten:
- Malayopython reticulans reticulans, welches das Nominotypische Taxon ist.
- Malayopython reticulans saputrai, die auf Teilen der indonesischen Insel Sulawesi und der Insel Selayar beheimatet ist.
- Malayopython reticulans jampeanus ist nur auf der Insel Jampea zu finden.
Die Unterarten lassen sich dadurch erklären, dass der Netzpython ein recht großes Verbreitungsgebiet at und teilweise auch auf einzelnen Inseln beheimatet ist. Diese Schlangenpopulationen sind isoliert und es kommt zu keiner genetischen Vermischung mit anderen. Derzeit wird an einer möglichen vierten Unterart geforscht, die auf der Insel Sangihe beheimatet ist.
Erscheinungsbild und äußere Merkmale
Die Bezeichnung reticulans stammt wie bei taxonomischen Bezeichnungen üblich aus dem lateinischen und bedeutet "netzartig". Das ist eine Anspielung auf das Schuppenmuster der Netzpython, da es so aussieht, als wäre die Schlange von einem grob geschlungenen Netz umhüllt.

Die Farbgebung ist sehr variabel, von gelb bis schwarz ist jede Grundfarbe möglich. Das netzartige Muster beschränkt sich nur auf den Körper, der Kopf ist stets einfarbig. In Gefangenschaft finden sich auch Albinos dieser Art. Bei diesen Tieren ist das Netzmuster dann oft leuchtend gelb und die Grundfarbe umfasst verschiedene Creme- bis Weißschattierungen.
Der Netzpython weist einen sehr stark ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Das ist für Schlangen und Reptilien im Allgemeinen eher untypisch. Die Weibchen sind deutlich größer und schwerer als die männlichen Vertreter ihrer Art. Dabei ist die Größe jedoch von Region zu Region variabel. Stichprobenartige Untersuchungen der Schlangen in freier Wildbahn ergaben für männliche Tiere eine Durchschnittslänge von 4 bis 4,5 m mit einem Gewicht von etwa 20 kg. Im extremen Gegensatz dazu betrug die Durchschnittslänge bei den weiblichen Tieren knapp 6 m mit einem Gewicht von 75 kg.
Die Unterarten, die auf den Inseln verbreitet sind, bleiben in der Regel deutlich kleiner als ihre Artgenossen auf dem Festland. Dieses Phänomen bezeichnet man als Inselverzwergung und ist bei vielen anderen Tierarten auch zu beobachten. Vermutlich hängt das mit dem stärkeren Konkurrenzdruck und dem begrenzten Nahrungsangebot auf Inseln zusammen.
Immer wieder tauchen Berichte auf von Netzpythons, die 10 m oder sogar 14 m und länger gewesen sein sollen. Meist waren das Landwirte und Arbeiter aus der Region, da es jedoch keine offiziellen Aufzeichnungen über diese Sichtungen gibt, können diese Angaben nicht bestätigt werden. Der längste Netzpython, der vermessen wurde war 10 m lang, doch auch hier gibt es keine wissenschaftlich fundierten Daten. Der längste in Gefangenschaft gehaltene Netzpython hieß Colossus lebte in den USA und wurde angeblich fast 9 m lang. Neuste Untersuchungen zeigten jedoch, dass er in Wirklichkeit vermutlich nur 6,37 m lang war.
Verbreitungsgebiet
Der Netzpython hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet. Er ist in weiten Gebieten von Süd- und
Südostasien zu Hause. Dazu zählen unter anderem Indien, Bangladesch, die Philippinen und Indonesien.
Als guter Schwimmer hat es der Netzpython auch auf die vielen kleinen Inseln im Pazifischen Ozean
geschafft.
Klare Grenzen gibt es bei der Netzpython nicht. Bis heute ist die Wissenschaft sich nicht
einig darüber, ob die nördliche Grenze des Verbreitungsgebiets bis nach China und Vietnam reicht.
Bevorzugter Lebensraum und Lebensweise
Der Netzpython bevorzugt ein tropisches bis subtropisches Klima und hält sich gerne in Wassernähe auf. Ursprünglich lebte er im tropischen Regenwald und den Sümpfen. Da durch Rodung diese Flächen immer kleiner werden, muss die anpassungsfähige Schlangenart immer öfter auf Sekundärwälder und auf landwirtschaftlich genutzten Feldern ausweichen oder lebt sehr dicht mit den Menschen zusammen. Immer häufiger werden die großen Schlangen in kleineren und größeren Städten gesichtet und müssen dann umgesiedelt werden.
Trotz der Nähe zum Menschen, ist über das Verhalten der Tiere nur sehr wenig bekannt. Der Netzpython
ist nachtaktiv und verbringt den Tag meist in seinem Versteck. Welche Strecken die Tiere im Laufe Ihres
Lebens zurücklegen oder ob sie feste Reviere besitzen ist noch nicht genau untersucht worden.
Wie für Schlangen typisch ist auch der Netzpython ein Einzelgänger, der sich nur zur Paarungszeit mit
Artgenossen einlässt.
Ernährung und Jagdverhalten
Jagdverhalten und Ernährung der Netzpython sind stark vom Alter und der Größe der Tiere abhängig. Je größer die Schlange ist, desto größere Beutetiere kann sie überwältigen. Der Python zählt zu den Würgeschlangen, das heißt, sie besitzt keine Giftzähne, sondern tötet ihre Beute durch ersticken.
Größere Exemplare der Netzpython lauern in der Regel im Wasser und warten dort auf Beutetiere, die zum Trinken an die Wasserstelle kommen. Mit einem gezielten Hervorpreschen aus dem Wasser wird das Opfer dann umwickelt. Dabei drückt die Schlange immer fester zu und erstickt das Beutetier. Es gibt Berichte über größere Netzpythons, die Wildschweine, Krokodile oder sogar einen Malaienbären überwältigt und gefressen haben sollen.
Junge Netzpythons halten sich bevorzugt auf Bäumen auf und jagen dort nach kleineren Affen, Nagetieren und Vögeln. Da sie noch vergleichsweise klein sind, können sie diese Tiere leichter überwältigen. Schlangen, auch die größeren Tiere, die nahe an Menschensiedlungen oder auf den Plantagen und Feldern leben, haben ihre Ernährungsweise angepasst und jagen hauptsächlich Nagetiere und Hühner.
Hat ein Netzpython Erfolg bei der Jagd, kann je nach Größe des Beutetieres eine Fastenzeit von bis zu 12 Monaten folgen. Nach dem Fressen werden die Tiere träge und ziehen sich zurück bis die Nahrung verdaut ist.
Lebenserwartung
Über die Lebenserwartung der Netzpython ist nicht viel bekannt. In Gefangenschaft können die Tiere jedoch 25 Jahre und älter werden. Untersuchungen zur durchschnittlichen Lebenserwartung von frei lebenden Tieren gibt es bisher noch nicht.
Fortpflanzung
Die Erkenntnisse zur Fortpflanzung der Tiere stammen fast ausschließlich aus der Beobachtung der Netzpython in Gefangenschaft. Man geht davon aus, dass die Schlangen mit 2 bis 4 Jahren die Geschlechtsreife erreichen.
Die Paarungszeit ist zwischen Dezember und März, wobei sich die Weibchen nicht zwangsläufig jedes Jahr fortpflanzen. Die Eiablage erfolgt dann meist zwischen April und Mai. Dabei legt das Weibchen im Durchschnitt etwa 24 Eier. Es wurden jedoch auch Gelege von 8 bis sogar 73 Eier gezählt. Man vermutet einen Zusammenhang zwischen der Größe der Schlange und der Anzahl der Eier, die ein Weibchen legt.
Die Eier werden von dem Weibchen 80 bis 90 Tage lang bebrütet. Sie legt sich dazu auf ihr Gelege und verlässt dieses nicht bis zum Schlüpfen der Jungtiere. Im Gegensatz zu anderen Python-Arten erzeugt sie jedoch keine Wärme durch Muskelzittern. Sobald die Jungtiere geschlüpft sind, ist die Brutpflege für das Weibchen beendet und die Jungtiere werden sich selbst überlassen.
Natürliche Feinde und Gefährdung durch den Menschen
Netzpythons haben aufgrund ihrer Größe und Kraft keine natürlichen Feinde. Die einzige Gefahr stellt der Mensch dar. In ihrer Heimat werden die Tiere getötet und gehäutet, um Lederwaren herzustellen. Schätzungen zufolge werden jährlich eine halbe Million Tiere für diese Zwecke getötet.
Aus Indonesien weiß man, dass die Tiere auch verzehrt werden. Die Jagd auf die Tiere wird dadurch gerechtfertigt, dass die Einwohner ihre Nutztiere und Kinder vor den Schlangen schützen möchten. Trotz der massiven Bejagung gilt der Netzpython nicht als gefährdet und ist bisher nicht vom Aussterben bedroht.
Im Washingtoner Artenschutzabkommen wird der Netzpython in Anhang II aufgeführt. Das bedeutet, dass der Handel und die Ausfuhr der Tiere nur unter strengen Auflagen der Behörden durchgeführt werden kann. Damit soll ausgeschlossen werden, dass der Netzpython auf die Liste der bedrohten Arten abrutscht.
Kurioses zum Thema Netzpython
Immer wieder tauchen Berichte über Menschenfressende Schlangen auf. Auch der Netzpython zählt zu den Schlangenarten, denen man solches Verhalten zuschreibt. Im März 2017 gab es erneut einen Bericht über einen Netzpython, der einen jungen Landarbeiter auf der Insel Sulawesi gefressen haben soll. Offenbar war der junge Mann als Erntehelfer auf einer Palmöl-Plantage beschäftigt und fiel der großen Schlange zum Opfer. Nachdem man das knapp 4 m lange Tier getötet hatte und den Bauch aufgeschnitten hatte, fanden die Arbeiter die Leiche des Mannes.
So große Beute ist für Schlangen eher untypisch und in der Regel gehören Menschen nicht zur bevorzugten Beute der Netzpython. Wissenschaftler vermuten, dass der Arbeiter unbeabsichtigt die Schlange in Bedrängnis brachte und einen Angriffs- bzw. Verteidigungsreflex ausgelöst hat. Der Netzpython gilt in der Schlangenhalter-Szene als eher impulsiver Zeitgenosse, der sich durchaus zu wehren weiß, wenn er sich bedroht fühlt.
Üblicherweise wird der Jagdreflex der Tiere jedoch eher von bodennahen Lebewesen ausgelöst, daher ist es eher unwahrscheinlich, dass der Netzpython den Menschen als Beutetier wahrnimmt.