Der Taipan (Oxyuranus scutellatus)
Der östliche Taipan wird auch Küstentaipan genannt. Er gehört zur Familie der Giftnatter (Elapidae) und bildet mit zwei weiteren Arten die Gattung der Taipane (Oxyuranus). Bei den anderen zwei Arten handelt es sich um den Inlandtaipan (nordwestlicher Taipan) und den Papua-Taipan. Die Schlangenart zählt zur Unterfamilie der Echten Giftnattern.
Inhaltsverzeichnis
Das Erscheinungsbild der Schlange
Der Taipan erreicht eine Gesamtlänge von 145 bis 230 Zentimetern und ist die längste Giftschlange Australiens. Nicht selten erreicht sie eine Körperlänge von 300 Zentimetern. Die Giftschlange hat einen relativ schlanken Körperbau, wobei sich der schlanke Körper leicht vom Hals absetzt. Bei ausgewachsenen Männchen beträgt die Kopf-Rumpf-Länge zwischen 80 und 230 Zentimeter, bei den weiblichen Küstentaipanen misst die Kopf-Rumpf-Länge deutlich weniger, nämlich zwischen 100 und 195 Zentimeter. Der Kopf der Tiere ist rechteckig und groß. Der Canthus der schlank gebauten Tiere ist scharfkantig ausgebildet.
Die Schlangenbeschuppung (Pholidose) ist stark ausgeprägt und der Taipan hat wie alle Giftnattern auch neun symmetrische Schilde auf dem Kopf. Die Rückenschuppen der Taipane sind leicht gekielt oder glatt. Die Oberseite der Schlange ist in der Grundfarbe variabel, von kupferrot, dunkelbraun, hellbraun, olivfarben bis hin zu rotbraun. Die Unterseite der Schlange und die beiden Seiten des Kopfes, der spitz zulaufend geformt ist, sind weißlich bis hellgelb gefärbt. Der Küstentaipan hat große Augen und die Pupillen sind rund. Seine Giftzähne können eine Länge von bis zu zwölf Millimetern aufweisen.
Die Heimat des Küstentaipans
Der Taipan ist in den küstennahen Regionen von Nord-, Nordost- und Ostaustraliens sowie in Papua-Neuguinea und in einem kleinen Teil des Staates Indonesiens beheimatet. Das Verbreitungsgebiet des Küstentaipans umfasst küstennahe tropische Gebiete, wo die Jahresniederschläge zwischen 80 und 160 Zentimetern liegen und die Temperaturen das ganze Jahr über die 18 Grad Celsius nicht unterschreiten. Unlängst wurde eine isolierte Population der schlanken Giftschlange in Westaustralien gefunden.
Der bevorzugte Lebensraum
Der bevorzugte Lebensraum des Küstentaipans sind offene Graslandschaften, trockene sowie feuchte Wälder und Zuckerrohrplantagen. Der Küstentaipan weitet seinen Lebensraum aber auch in bewohnte Siedlungen aus, wohl aus ernährungstechnischen Gründen. Dort, wo Menschen siedeln, wohnen auch zur Genüge Ratten und sonstige kleine Nagetiere. Besonders wohl fühlt sich der Taipan in lichten Wäldern und an den küstennah gelegenen Weideflächen des Landes. Die Schlange ist zudem in kultivierten feuchten Gebieten und in grasbewachsenen Dünenlandschaften zu finden.
Lebensweise und Ernährung
Der Taipan ist ein Bodenbewohner, der überwiegend am Tag unterwegs ist. Er jagt aktiv seine Beute. Die
Beutetiere der Giftschlange sind je nach Nahrungsangebot Beuteltiere oder Nagetiere. Die erbeuteten
Säugetiere haben in der Regel die Größe einer Ratte. Da viele seiner Jagdopfer durchaus wehrhaft sind,
beißt der Küstentaipan einmal zu, lässt dann vom Tier ab und wartet, bis das angegriffene Tier tot bzw.
bewegungsunfähig am Boden liegen bleibt. Erst dann nähert er sich der Beute und verschlingt sie.
Aufgrund dieser Jagdmethode läuft die Giftschlange nicht Gefahr, selbst verletzt zu werden. Der
Küstentaipan ernährt sich, wie fast alle Arten der Gattung, nur von warmblütigen Tieren. In den meisten
Fällen stehen auf dem Speiseplan der giftigen Schlange Säugetiere, doch es konnten bei Magenuntersuchungen
auch Vögel nachgewiesen werden.
Auf der Jagd nach Essen wird die Beute aktiv gesucht, dabei nutzt der
Taipan den Geruchsinn sowie den Sehsinn. Der Sehsinn soll bei der Giftschlange hervorragend ausgebildet
sein. Die sogenannte „Beiß- und Loslass-Technik“ funktioniert beim Taipan tadellos. Die Schlange
injiziert das hochwirksame Gift in ihre Jagdopfer und binnen weniger Sekunden bzw. Minuten sterben diese.
Die Fortpflanzung der giftigen Schlange
Die weiblichen Küstentaipane tragen die Eier von August bis November im Körper. Die Eiablage findet bei der Giftschlange von September bis März statt. Die Jungschlangen schlüpfen nach zwei bis drei Monaten. Das genaue Schlüpfen der Jungschlangen konnte bislang jedoch nur in Gefangenschaft beobachtet werden und da beginnt die Schlüpfphase des Küstentaipans nach 64 bis 69 Tagen. Die kleinen giftigen Schlangen haben beim Schlupf eine Kopf-Rumpf-Länge von über 30 Zentimetern. Im Freiland und im Gehege umfasst ein Gelege des Östlichen Taipans sieben bis 17 Eier.
Die Feinde des Küstentaipans
Der Taipan hat so gut wie keine Feinde, abgesehen von einigen Vogelarten in seiner jungen Lebensphase. Ein ausgewachsener Küstentaipan muss ansonsten nur den Menschen fürchten. Doch aufgrund seines perfekten Geruchssinns weicht er dem Menschen meist rechtzeitig aus, da es sich um ein sehr scheues Tier handelt. Fühlt sich die Schlange in die Enge getrieben oder wird sie plötzlich konfrontiert, dann wehrt sie sich vehement und beißt sofort mehrmals zu. Einen Hauptfeind hat der Taipan und das ist die Gier des Menschen nach nutzbarmachendem Land.
Die Gefährdung und der Schutz
Trotz der extremen Giftigkeit des Taipans, wird er bedingt durch seine Scheu als medizinisch wenig relevant beschrieben. Es gibt nur sehr selten Situationen, wobei ein Mensch von einem Taipan gebissen wird. Die Gefährdung der Küstentaipans ist somit nur dann wirklich eklatant, wenn sein Lebensraum durch Menschenhand eingeschränkt wird. Australien versucht den Schutz der weltweit bekannten Schlange dadurch zu gewährleisten, indem das natürliche Vorkommen, der Lebensraum, weitgehend geschont wird. Da sich der Taipan im hohen Gras und in Waldgebieten sowie in Zuckerrohrplantagen wohlfühlt, kommt es hier hin und wieder zu drastischen Zwischenfällen. Die Überlebenschancen eines Menschen, der von einem Taipan gebissen wird, liegen ohne Antiserum gerademal bei 20 Prozent.
Der Taipan wird in der Roten Liste der bedrohten Reptilien von der Weltnaturschutzunion (IUCN) nicht geführt. Somit ist sein Bestand auf absehbare Zeit nicht gefährdet.