Der Inlandtaipan (Oxyuranus microlepidotus)
Der Inlandtaipan gilt als die giftigste Schlange der Welt. Entdeckt wurde sie im Jahr 1879 durch Sir Frederick McCoy, welcher ihr den Fachnamen Oxyuranus microlepidotus gab. Heute gilt sie als bekannteste Schlange in ganz Australien und erfreut sich weltweit größter Faszination. Vor Ort kennt man sie jedoch vor allem als „Fierce Snake“, was übersetzt „Wilde Schlange“ bedeutet. Aber auch Western Taipan ist ein gängiger Begriff, um die Giftnatter zu beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
Der Körperbau des Inlandtaipans
Der Inlandtaipan zählt nicht nur zu den giftigsten Schlangen der Welt, sondern kann auch mit einer
beachtlichen Größe punkten. So wurden bereits Exemplare gesichtet, die bis zu 2,5 Meter lang wurden.
Generell handelt es sich immer um eine sehr schlanke, aber dennoch sehr starke Giftnatter, die über einen
länglichen und rechteckig wirkenden Kopf verfügt. Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die sechs vorhandenen
Oberlippenschilder, wovon das dritte und vierte bis an den Augenunterrand stoßen. Besonders beeindruckend
ist das mögliche Farbspiel des Inlandtaipans – während der Sommermonate weist die braune Schlange eine
sehr helle Färbung auf, um optimal die Sonneneinstrahlung reflektieren zu können und ausreichend
Möglichkeiten zum Tarnen zu haben.
Im Winter dagegen wird der Inlandtaipan eher dunkel, um das geringer
vorhandene Sonnenlicht optimal aufnehmen zu können. Die Färbung des Rückens und der Bauchseite dagegen
bleibt konstant in einem leichten braun-rot oder braun-gelb, während der Kopf der Tiere meist gänzlich
schwarz ist. Seine markante Färbung erhält der Inlandtaipan vor allem durch die Rückenschuppen, die ca.
ab einem Viertel des Körpers eine schwarze Färbung am Rand annehmen und so für das charakteristische
Muster der Schlange sorgen. Häufig kommt es aufgrund der optischen Gegebenheiten zu einer Verwechslung
mit der Westlichen Braunschlange, die dem Inlandtaipan sehr ähnlich sieht – im Falle eines Bisses kann
diese Verwechslung jedoch Lebensgefahr bedeuten.
Der Lebensraum des Inlandtaipans
Der Inlandtaipan kommt auf natürlichem Wege ausschließlich in Australien vor, dort vor allem in den trockenen und heißen Wüstengebieten. Vor allem in West Queensland ist eine große Population vorhanden, aber auch in New South Wales und im nördlichen Territorium kommt die Schlange vor. Die meisten Exemplare finden sich im abgeschiedenen Outback, wo sie vor Menschen geschützt leben können. Allzu weit verbreitet ist der Inlandtaipan jedoch nicht.
Das Gift des Inlandtaipans – eine Gefahr für sich
Wer den Inlandtaipan erwähnt, kommt an dem hochgefährlichen Gift nicht vorbei. Die Schlange verfügt
über ein Neurotoxin (Nervengift), das den Namen „Taipoxin“ trägt. Dieses Gift stört auf extreme Art die
Blutgerinnung und zerstört nach Eindringen in einen Körper die roten Blutkörperchen und jegliches
Muskelgewebe, indem der Anteil der darin vorhandenen Proteasen von dem Gift systematisch zerstört wird.
Bei einem Biss wird eine Injektionsmenge von bis zu 110 mg übertragen – damit ist der Inlandtaipan 50 Mal
giftiger als eine Indische Kobra und bis zu 850 Mal giftiger als eine Diamant-Klapperschlange. Mit dem
austretenden Gift durch einen einzigen Biss könnte man bis zu 250 erwachsene Menschen, 150.000 Ratten
oder 250.000 Mäuse töten.
Trockene Bisse, also jene, bei denen der Inlandtaipan kein Gift einsetzt,
kommen nur sehr selten vor, was die Gefährlichkeit der Tiere nur noch deutlicher werden lässt. In
australischen Krankenhäusern und Kliniken stehen jedoch sehr gut wirksame Antivenine zur Verfügung,
mit denen sich unmittelbar nach einer Bissverletzung das Leben retten lässt. Auch Todesfälle sind
bisher kaum bekannt und beschränken sich meist ausschließlich auf Biologen, die mit den Tieren gearbeitet
haben.
Das Verhalten des Inlandtaipans
Im Volksmund gilt der Inlandtaipan als sehr angriffslustig, was jedoch vor allem auf die große Angst vor seinem giftigen Biss zurückzuführen ist – in der Realität handelt es sich vielmehr um scheue Tiere, die bei einem Anzeichen von Gefahr umgehend den Rückzug antreten, um sich in einem nahegelegenen Erdloch zu verstecken. Sollte eine Flucht jedoch nicht möglich sein, nimmt der Inlandtaipan eine abwehrende Haltung ein und passt den idealen Moment ab, um den Angreifer zu beißen. Dennoch sollte man im Falle einer Konfrontation Vorsicht walten lassen, da der Inlandtaipan auch bei einer Flucht gelegentlich dazu neigt, sich zu verteidigen.
Der Inlandtaipan ist sowohl tag- als auch nachtaktiv. Während er im Hochsommer vor allem nachts auf Beutefang geht und sich tagsüber in dunklen Höhlen versteckt, verbringt er im Winter und in kühleren Monaten die meiste Zeit an der Oberfläche, um Sonnenlicht zu absorbieren und den Körper konstant warmzuhalten. Weitere Verhaltensweisen sind bisher nur bedingt erforscht, da der Inlandtaipan ein sehr abgeschottet lebendes Tier ist, das nur wenige Menschen je zu Gesicht bekommen.
Die Ernährung des Inlandtaipans
Der Inlandtaipan ernährt sich von kleineren Säugetieren. Vor allem die in Australien sehr verbreitete Plague Rat (Rattus villosissimus) steht auf dem Speiseplan der Schlange, aber auch Mäuse, Springbeutelmäuse und andere Kleintiere kommen in Frage. Mitunter jagt der Inlandtaipan auch den Nachwuchs etwas größerer Säugetiere – da das Risiko zu groß wäre, kommt dies jedoch nur in großen Notsituationen vor. Die angewendete Jagdmethode nennt man auch die „Beiss-und-Loslass-Technik“, bei der das Opfer gebissen und umgehend wieder losgelassen wird, um eine Verletzungsgefahr für den Inlandtaipan zu vermeiden.
Fortpflanzung
Über die Fortpflanzung des Inlandtaipans ist nach wie vor nur wenig bekannt. Es handelt sich um eine eierlegende Schlange, die mit einem Gelege bis zu 20 Eier ablegen kann – durchschnittlich handelt es sich jedoch nur um 9 bis 12 Eier. Nach einer Entwicklungszeit von ungefähr 66 Tagen schlüpfen die Jungen und begeben sich selbstständig auf die Jagd nach kleinen Beutetieren. Der Inlandtaipan ist ein Einzelgänger, der sich nur zur Paarungszeit mit Artgenossen trifft und im Anschluss wieder seiner Wege geht. Wann genau die Paarungszeit beginnt ist bisher unbekannt, ebenso ab welchem Alter beim Inlandtaipan die Geschlechtsreife einsetzt.
Natürliche Feinde des Inlandtaipans
Der Inlandtaipan verfügt über keinerlei natürliche Feinde. Bei einer Konfrontation mit größeren Säugetieren oder dem Menschen besteht natürlich ein großes Verletzungsrisiko, jedoch gerät der Inlandtaipan nur sehr selten in derartige Situationen. Da die Schlange im sehr abgelegenen Outback beheimatet ist und kaum in Kontakt mit dem Menschen kommt, besteht derzeit auch kein Risiko des Aussterbens. Die Population beschränkt sich zwar auf einen relativ kleinen Bereich des Landes, kann dort jedoch in Frieden leben.